Kinder treffen ihre Väter im Gefängnis
Der Hamburger Fürsorgeverein von 1948 e.V. ist Träger eines Vater-Kind-Projektes für Kinder von Häftlingen. Kinder, deren Väter im Gefängnis sind, leiden oftmals, weil sie sich nicht genau vorstellen können, wo ihre Väter genau sind und wie es dort ist. Normale Familienbesuche sind häufig gekennzeichnet von allgemeiner Unruhe oder Streit der Eltern.
Pädagogisch begleitete Zusammenkunft
Die Vater-Kind-Treffen in der JVA Billwerder werden hingegen pädagogisch vorbereitet und begleitet. Ehrenamtliche Begleiter werden intensiv geschult. Kinder und Väter treffen in geordneter und entspannter Atmosphäre aufeinander und machen gemeinsam etwas. Es wird häufig gebastelt, damit sowohl Kinder als auch Väter durch die kreativen Bastelprodukte anschließend eine Erinnerung an die Zusammenkunft haben.
An den Treffen nehmen drei bis zwölf Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren teil. Sie finden alle zwei Wochen statt.
Radio Hamburg Hörer helfen Kindern e.V. spendet 9.520 Euro für einen Vorbereitungskurses für 15 Ehrenamtliche und für Bastelmaterial.
Das ist die Vater-Kind-Gruppe in Billwerder
Einen tiefen Einblick in die Arbeit der Vater-Kind-Gruppe gibt die Eigenbeschreibung der Gruppe:
Im Herbst 2013 entwickelte Julia Mathieu vom Fürsorgeverein zusammen mit Frau Smentek und Frau Ponto-Buchholz, Beamtinnen der JVA Billwerder, die Idee einer Vater-Kind-Gruppe. Geplant wurde die Gruppe anfangs für einen Zeitraum von neun Monaten. Am 15.10.2014 startete die Gruppe unter anderem mit uns: Corinna (Wieser), Paul (Maris), Renate (Vopel). Mitte 2015 kam Danijel (Zbil) dazu. Drei von uns arbeiten dabei mit den Vätern und Kindern (im Alter zwischen vier und zwölf Jahren). Einer zieht sich mit den begleitenden Müttern zurück. Das ist seit langer Zeit meine (Pauls) Aufgabe.
Als sich das vorgesehene Ende (August 2015) näherte, stellten wir vier fest, dass unsere Freude an der Arbeit und die Reaktionen der Väter und Kinder so beglückend waren, dass wir gerne weitermachen wollten. Die wechselnde Zusammensetzung der Gruppe (Väter wurden entlassen, neue Väter zeigten Interesse) erleichterte unsere Entscheidung. Die große Zustimmung aus Billwerder, insbesondere von Frau Ponto-Buchholz, die unsere Arbeit mit ihrem Engagement bis heute intensiv unterstützt, ermöglichte die Fortsetzung mit unbestimmtem Ende.
Irgendwann in diesem Jahr (2015) musste Danijel aus beruflichen Gründen seine Mitarbeit aufgeben, gestaltete zuvor aber noch unser so wichtiges Werbe-Plakat, das Väter und Mütter zur Teilnahme ermuntert. Seit Oktober 2016 bin ich, Wolfgang (Römer), mit im Team, das beständig bleibt, auch wenn berufliche oder private Gründe den einen oder anderen einmal zu einer Pause zwingen.
Ziel unserer Arbeit ist, dass der Vater und sein Kind/seine Kinder eine beglückende und anregende Zeit miteinander haben. Die Ursprungsidee, dass Vater und Kind etwas miteinander basteln und die Gruppe zusammen Geschichten hört, hat sich bewährt.
Wir starten im großen Kreis, begrüßen Neue und erzählen manchmal „was war“. Alle sind gespannt darauf, „was heute kommt“. Ab und an kommt eine Geschichte, die auch mit der anschließenden Bastelarbeit zusammenhängt. Und es werden zeitgemäß Osterhasen gebastelt, hart gekochte Eier bemalt, Hexenhäuschen zusammengesetzt, Adventskränze begrünt und auch ganz einfache Dinge getan. Alles zu seiner Zeit.
Als Beispiel dafür unser letztes Treffen: Die Geschichte „Uwungulema“ wird vorgelesen und jedes Kind bekommt den Text auch für zuhause mit (Lehre der Geschichte: Nicht immer ist Geschwindigkeit der Langsamkeit überlegen). Sie wird kurz gespielt (die Väter sind der Baum, die Kinder die verschiedenen Tiere).
Danach wird dann die Geschichte mit seinen Figuren von jedem Vater-Kind-Team auf einem großen Stück Papier dargestellt, die Figuren werden ausgeschnitten, aufgeklebt, angemalt.
(Bidl: Bsp.(Danyele, 11 J. u.Vater)
Nach der Bastelarbeit sitzen wir wieder im Kreis und alle zeigen stolz ihre Arbeiten. Wichtig: Sowohl am Anfang als auch am Ende haben Vater und Kind eine Schmuse- und/oder Tobezeit.
Was wir erkennen und genießen: Väter lernen voneinander, dass „Basteln“ auch einem erwachsenen Mann Spaß machen kann und darf, und es erfüllt sie mit Freude, dass das gemeinsame Werk zuhause landet und er, der Vater, dadurch ein wenig präsent ist. Gelernt wird auch, wie schön ein Zweiergespräch Vater-Kind ist und wie Zärtlichkeit, Geborgenheit und Nähe beiden guttut.
Der Abschied ist in der Regel für die Kinder nicht so schwer. Sie kennen es und die Freude, der Mutter das Gebastelte zu zeigen, ist groß. Und alle wissen: das nächste Mal in 14 Tagen…
Team der V-K-G